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18 Jun 2020

Corona-Warn-App: Distanz und Dauer des Kontakts für Infektionsrisiko

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Nach der Veröffentlichung der Corona-Warn-App stellt sich bei Nutzern die Frage: wie nah muss ich einem Infizierten kommen und wie lange muss der Kontakt stattfinden, damit die App mir ein Infektionsrisiko anzeigt? Als führendes Schulungsinstitut für die Entscheidungsfindung mit Daten wollte IOMIDS genauer wissen, wie aus den den Daten mathematisch eine Infektionswarnung getroffen wird.

In den FAQ der Bundesregierung heißt es, dass für die Dauer und Distanz eines Kontakts bestimmte Schwellwerte überschritten werden müssen. Bei erhöhtem Risiko einer Infektion gibt die App eine Warnung aus. Dieses Risiko basiert auf einer mathematischen Berechnung. Aber um welche Distanz und Dauer geht es hier genau?

Zusammen mit dem offen gelegten Quellcode haben SAP und Telekom auch ein Dokument zur Berechnung des Risiko-Scores veröffentlicht. Vier Faktoren spielen eine Rolle:

  1. Dauer des Kontakts zu einer infizierten Person: Prinzipiell können ab 5 Minuten Kontaktdauer Warnungen ausgegeben werden, es geht dann bis zum höchsten Risiko bei mehr als 30 Minuten.
  2. Distanz zur Kontaktperson: über Bluetooth wird die Distanz zu anderen Personen geschätzt. Die Stärke des Bluetooth-Signals schwankt aber je nach Handy-Modell und auch innerhalb einer Modellserie (siehe c’t April 2020). Es gibt daher nicht den einen Wert für die kritische Distanz wie z.B. den empfohlenen Mindestabstand von 1,5 m, sondern nur eine Schätzung.
  3. Tage seit dem Kontakt zu infizierter Person: Je mehr Zeit seit dem Kontakt zu einer infizierten Person vergangen ist, umso mehr nimmt dieser Risikofaktor ab. Bei mehr als 14 Tagen geht er für den jeweiligen Kontakt auf 0, je kürzer das Treffen zurückliegt, umso höher das Risiko.
  4. Übertragungsrisiko des Infizierten: Basierend auf einer ärztlichen Schätzung, wie infektiös eine positiv getestete Person ist, wird im Code zur Meldung in der App ein Übertragungsrisiko mit übermittelt.

Für jeden der Faktoren wird ein Wert von 0 bis 8 vergeben. Anschließend werden die vier Faktoren werden miteinander zu einem Gesamtrisiko multipliziert. Ist einer der Faktoren 0, ist somit auch der Gesamtrisiko-Score für den jeweiligen Kontakt 0.

Fazit: Die Realität ist komplex und lässt sich mathematisch nicht exakt abbilden. Daher kann mittels des Modells nicht ein „ja“ oder „nein“ einer Infektion mit hoher Sicherheit vorhergesagt werden, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit – im Verdachtsfall lässt sich dann durch einen Labortest klären, ob tatsächlich eine Infektion stattgefunden hat. Bei Begegnungen ab 5 Minuten sind Warnungen möglich. Je geringer die Distanz, je infektiöser die Kontaktperson und je kürzer der Kontakt zurückliegt, umso wahrscheinlicher findet eine Warnung statt.

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